Festveranstaltung im BMfWuE

Einleitung durch den Staatssekretär Herrn Dr. Rainer Sontowski

Am 23.9.2014, dem 70. Jahrestag des Todes von Eduard Hamm, benannte der Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Herr Sigmar Gabriel, die Bibliothek des Ministeriums als Erinnerungsträger nach seinem Vorgänger Eduard Hamm.

Bundesminister Herr Sigmar Gabriel MdB enthüllt mit Christine Beßner den Schriftzug nach seiner Ansprache

Plakette am Portal der Bibliothek

Fotos: Dr. Frieder Hamm, Bonn

Christine Beßner überreicht als Dank dem Bundesminister das Bild "Empfang von Sir Arthur Balfour durch den DIHT"
(in der Regierungszeit Heinrich Brünings).

Erläuterungen zum Empfang von Sir Arthur Balfour in Berlin 1931 Weiterlesen

Video des BmfWuE, überlassen für diese Webseite – alle Rechte beim BmfWuE

Dankesrede von Christine Beßner, Hamburg

Rede von Frau Beßner in Englisch

Festveranstaltung im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
am 23. September 2014.


Sehr geehrter Herr Bundesminister, sehr geehrter Herr Staatssekretär, sehr geehrter Herr Kuhne, sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

Dass Sie, sehr geehrter Herr Bundesminister, am 70. Jahrestag seines Todes an Eduard Hamm erinnern und sein Andenken mit der Nennung der Bibliothek Ihres Hauses nach ihm lebendig erhalten, ist bewegend. Eduard Hamms letzte Ehrung, die er selbst noch erlebte, war die Verleihung der Würde eines Doctor iuris honoris causa im November 1927. Bis zuletzt war er stolz darauf, weil die Begründung seinen Einsatz für den demokratischen Staat seit 1919 so zusammenfasste:


„... Anerkennung der vielen Verdienste, die Euer Hochwohlgeboren in schweren Zeiten in verschiedenen Spitzenstellungen des bayerischen Staates und des Deutschen Reiches und zur Zeit als Erstes Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Industrie- und Handelstages erworben haben.“

Als Minister für Handel, Industrie und Gewerbe im Freistaat war es die Umsteuerung der kriegsbedingten Planwirtschaft, als Staatssekretär der Reichskanzlei in Berlin war es der Erhalt der Einheit der Republik gegen Besetzung und Separation sowie der Kampf gegen radikale Umsturzbewegungen, als Reichswirtschaftsminister war es die Stabilisierung der neuen Währung und das Anstreben von internationaler Wettbewerbsfähigkeit und Kredit, im DIHT war es dessen Ausrichtung nach den Erfordernissen des demokratischen Staates, „auf das gemeinsame Ziel der Wohlfahrt des deutschen Wirtschaftslebens“, wie Franz von Mendelssohn es 1927 in Hamburg formulierte. Dies umfasste Programmentwicklungen auf wirtschafts- und finanzpolitischen Feldern, einschließlich der Sozialpolitik und der dualen Berufsausbildung. Das Ziel schien 1927 erreichbar, wie die Reden von Curtius und Hamm auf der Vollversammlung des DIHT in Hamburg zeigen.

Aber „mit dem Beginn des wirtschaftlichen Rückschlages 1929 nach vermeintlicher Hochkonjunktur, gewann die NS-Bewegung rasch wieder an Bedeutung. Denn sie verband Kapitalfeindlichkeit mit hochentwickeltem Nationalgefühl“, schrieb Hamm in der Wirtschaftszeitung 1932.Wie schon in den Jahren 1921-1924 hat Hamm jetzt wieder vor den Gefahren dieser Bewegung gewarnt. Vor den Novemberwahlen 1932 veröffentlichte er in der von ihm herausgegebenen Wirtschafts-Zeitung von August bis Oktober eine Artikelserie über die wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Vorstellungen des NS. Jeder, der diese Analysen las, konnte wissen, was kam.

Nach der Machtübernahme ging Hamm in die Auseinandersetzung mit dem Regime. Er führte sie für die am Außenhandel beteiligten Verbände und für die Selbstverwaltung der Wirtschaft. „Ob man die natürlichen Kräfte der Bevölkerung zur Wirkung kommen lässt und diese Strebungen durch das Recht ausgleicht“, so Hamm, oder ob ein Wille durch eine Partei den autarken Staat generiert, ob Lebensmöglichkeiten geschaffen werden durch Rationalisierung der Arbeit in internationalem Verbund oder Lebensraumeroberung durch Reagrarisierung und Rüstungsintensivierung, darum ging es in der Auseinandersetzung. Hamm konnte Wirtschaftsminister Hugenberg noch auf eine offene Wirtschaftspolitik festlegen. Beim neuen Reichskanzler war dies aussichtslos. Darüber war er sich vorher im Klaren.

Für seine entschiedene, öffentliche Gegnerschaft von Anfang der NS-Bewegung an und seinen Widerstand gegen das Regime an dessen Beginn und den weiteren bis zu seiner Verhaftung am 02. September 1944 ist Hamm nicht gewürdigt worden. Das Interesse galt den Umständen, wie er ums Leben kam. Wir wissen aber nichts über das Ende seines Lebens. Nach der Verhaftung gab es kein Lebenszeichen mehr.

In der Sterbeurkunde steht:

„Der Reichsminister außer Dienst, Doktor der Rechtswissenschaften ehrenhalber, Eduard Hamm, katholisch, wohnhaft in München, Friedrichstraße 17, zur Zeit Berlin, Lehrter Straße 3, ist am 23. September 1944 gegen 11:15 Uhr in Berlin auf dem Weg zum Staatskrankenhaus der Polizei verstorben. Berlin 16. März 1945.“

Die Akte ist verschwunden. Am 25. Juli 1945 erstattete die Witwe Maria Hamm, meine Großmutter, Anzeige wegen eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit. Nach mehrjährigen Ermittlungen stellte der Generalstaatsanwalt von Berlin am 18. November 1950 das Verfahren ein. Die Ermittlungen hatten zu keiner Klärung geführt. Auch diese zweite Akte ist verschwunden. Die bleibende Ungewissheit lässt sich durch Annahmen und Überzeugungen nicht beseitigen. Entscheidend bleibt die Hinwendung zu dem „wofür“. Maria Hamm hat auf den Grabstein schreiben lassen:

„Er starb für seine Überzeugung.“

Von dieser Überzeugung habe ich Ihnen heute etwas mitteilen wollen. An diesem 70. Todestag haben Sie, sehr geehrter Herr Bundesminister, Eduard Hamm in geistvoller Weise gewürdigt.

Das ist für mich Anlass zur Freude.
Ich danke Ihnen.

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